Er habe die Selbstausbeutung satt, sagt er nach 59 Jahren.
"Was mach ich bloß? - Mach ich Jyoti-, Zasen-, Vipassana-, Theravada-, Metta- oder Chenrezigmeditation? Oder Gehmeditation, oder meditiere ich auf den 16. Karmapa? - Das könnte ich schon morgen und zwar 9 Stunden(!) lang. - Ich weiß nicht."
Sie: "Geh doch mal drei Stunden Schwimmen."
Er: "Nee, das ist mir zu einseitig."
Sie: "Ach komm, das ist eine Ausrede. Mach es einfach! - Oder passt dir die Badehose nicht mehr?"
Er: "Ja, das auch."
Sie: "Und die Schwimmbrille ist stumpf und brüchig?"
Er: "Ja, auch das."
Sie: "Ich kann dir eine leihen."
Er: "Neiiin!!!"
Sie: "Na dann, geh mal sieben Mal um den See!"
Er: "Neeee, ich brauch 'ne Gruppe. - Ich muss mal raus aus dem Einzelgängertum, aber 9 Stunden im Schneidersitz? - Oh, mein Knie tut mir seit gestern wieder so weh!!!"
Sie: "Na, dann musst du vorher zum Orthopäden und dir Kortison reinspritzen lassen, das kennst du ja schon. Außerdem muss man nicht in jeder Meditation im Schneidersitz sitzen; ich könnte dir auch mein Meditationsbänkchen leihen, aber vielleicht passen deine kräftigen Schenkel nicht drunter."
Er: "Meditationsbänkchen? - Das hab ich ja noch nie gehört!"
Sie: "Weißt du was? Ich glaub, das wird nichts mit dir und der Meditation gegen die Selbstausbeutung. Morgen früh legst du am Besten den Antischnarchsauerstoffapparat ab, ziehst deine Stützstrümpfe an, nimmst deinen Betablocker und setzt dich wie immer 14 Stunden an den Schreibtisch!"
Ein paar Stunden später:
Er: "Hab weiter geguggelt. - Ich mach erst mal Traum-Yoga, da brauch ich kein Kortison. Habe mir entsprechendes Buch gerade bestellt - geschrieben von einem echten Tulku."
Sie: "Ein echter Sadhu wär ja auch nicht schlecht." ...
(c) christA frontzeck
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