Montag, 29. November 2010

Ein, zwei, drei...

Albträume

Später im Leben wachsen die Nachtschatten zu Riesen. Der weiße Vorhang wird Lichtsäule.  Im oberen Drittel zeigt sich das Profil einer jungen Mutter, die eine Hand ausstreckt, ein Glas Sekt aus dem Nirgendwo nimmt, sich dem schlafenden Kind zuwendet und ihm zuprostet, bevor sie wieder verschwindet im Irgendwo, und unten dreht sich der gläserne Vogel. - Das Dunkel der Tür entpuppt sich als Riesengebirge, aus dem ein großes Krokodil aus bunten Stoffen mit dem immer weiter aufgerissenem Maul näher und näher kommt. Rote Flachtiere werden zu Mengen auf dem Laken und dem Heizkörper. Vor dem Bett scheint ein Schemen menschengroß und größer, ein Schemen wie der Tod so ähnlich, bis sich das schlafende Kind aufsetzt und schreit: "Was soll das?", so laut, dass es in den Ohren der Nachbarn dröhnt. Von unten, tief unten, weit unten kommt die vergessene Ahnung eines Alptraums, den der mit Bösem gesegnete Vater anbändelte. So war es sich sicher, das Kind, das damals nie darüber sprach. Mit keinem. - In wehende, weiße Laken Gehüllte quollen durch die Zimmertür, bedrängte Geister einer nicht zugehörigen Welt, und am Rand des Geschehens saß die Stillhalterin, gebeugt von Unterkriegung.



(c) christA frontzeck

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